Menü

Sie sind hier

Energienews 29. September 2021

„Die Soester Bürger und die Soester Wirtschaft haben allen Grund, stolz auf sich zu sein“

Carolin Brautlecht ist in Aachen geboren und hat an der RWTH Aachen Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing und Unternehmenspolitik studiert. Vorher absolvierte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Nach dem Studium arbeitete die Betriebswirtin sieben Jahre lang in Ratingen für die Royal Bank of Scotland im Bereich Marketing- und Produktmanagement für Versicherungsprodukte. Anschließend dann dreizehn Jahre kommunale Wirtschaftsförderung u.a. im Kreis Unna und der Stadt Werne. Seit 1. Juni ist die 48jährige jetzt Chefin der Wirtschaft und Marketing Soest GmbH und sprüht vor Tatendrang. Die EnergieNEWS hatte Gelegenheit, mit der neuen Geschäftsführerin nach knapp vier Monaten im Amt zu sprechen.

 

EnergieNEWS: Frau Brautlecht, wie fühlen sich die ersten hundert Tage im Amt an?

Carolin Brautlecht: Sehr gut. Ich bin überaus freundlich empfangen worden und hatte schon ganz früh Gelegenheit, eine Vielzahl der handelnden Akteure persönlich kennenzulernen. Das hat mir natürlich geholfen, schnell einen Überblick zu erhalten, um die Gesamtsituation einschätzen zu können und herauszufinden, wie Soest und die Soester so ticken.

EnergieNEWS: Und wie ticken sie?

Carolin Brautlecht: Soest ist, um ehrlich zu sein, eine Perle. Wunderschön, historisch gewachsen, aber auch voller moderner Projekte und Innovationen. Die Wirtschafts- und Firmenstruktur ist spannend und hat großes Potential durch die vielen gut positionierten Unternehmen.

EnergieNEWS: Wo besteht Handlungsbedarf?

Carolin Brautlecht: Durch eine stärkere Unternehmensbetreuung und Netzwerkarbeit können meiner Meinung nach weitere Potentiale gehoben werden. Dabei haben die Themen Digitalisierung und Klimaschutz eine besondere Bedeutung. Wir hatten ja gemeinsam mit den Stadtwerken im Sommer die hochinteressante Veranstaltung „Wirtschaftssommer“, wo wir mit der Wirtschaft in schönem Ambiente und bei bestem Wetter in die Zukunft blicken konnten.

EnergieNEWS: Welche Rolle spielen dabei die Stadtwerke?

Carolin Brautlecht: Eine ganz wichtige. Bei nachhaltigen Energiekonzepten für die Wohnbaulandentwicklung, aber auch beim Wachstum im gewerblichen Bereich und bei der Konzeptionierung von klimaneutralen Versorgungsstrategien. Die Werke waren einer der ersten in Deutschland mit Ökostrom und klimaneutralem Erdgas. Jetzt ist es das Regionalstromprodukt, das viele zu kopieren versuchen. Auch LED-Beleuchtungskonzepte in der Innenstadt, im Handel und beim Gewerbe können die Energiebilanz verbessern und gleichzeitig die Attraktivität steigern. Schnittstellenarbeit mit Gewerbeunternehmen, energetisch optimierte Flächenentwicklung – da sehe ich die Stadtwerke weit vorne.

EnergieNEWS: Ganz ketzerisch gefragt: Beschleunigt Corona das Absterben deutscher Innenstädte?

Carolin Brautlecht: Ganz nüchtern geantwortet: Die Gefahr besteht tatsächlich. Aber genau deshalb müssen wir die Aufenthaltsqualität erhöhen. Den Menschen muss klar sein, dass sie auf den schönen Plätzen in der Innenstadt oder bei Veranstaltungen wie gerade beim Bördebauernmarkt Freude, Emotionen und Begegnungen erleben, wogegen das Klicken bei der Onlinebestellung fade und grau ist. 

EnergieNEWS: Sie sind auch verantwortlich für Tourismus, Gastronomie und Groß-Events in der Stadt. Wo wollen Sie da Schwerpunkte setzen?

Carolin Brautlecht: Ich glaube, Soest und die Soester Bürger können zurecht stolz auf ihre Stadt sein. Sie haben allen Grund, sie noch stolzer nach außen zu präsentieren. Für falsche Bescheidenheit besteht nicht der geringste Anlass – und das gilt auch und gerade für Tourismus und Gastro. Wenn man sieht, was wir hier zu bieten haben, dann muss das Motto lauten: Lasst uns das alle gemeinsam auf vielen Ebenen breit kommunizieren. Und was Großveranstaltungen anbetrifft – wir haben derzeit viele gute Ideen, aber so richtig spruchreif ist nach den ersten hundert Tagen noch nicht alles.

EnergieNEWS: Soest ist einwohnermäßig rund zwei Drittel größer als Werne, wo sie zuletzt tätig waren. Macht das aus Ihrer Sicht in der Sache einen Unterschied?
 
Carolin Brautlecht: Ja und nein. Ja, weil wir hier in Soest eine große Dynamik entwickeln, wenn es um Wachstum bei Gewerbeflächen- und Wohnbaulandentwicklung geht. Eher nein, wenn wir die Frage strukturell betrachten. Ob nun dreißig- oder fünfzigtausend Bürgerinnen und Bürger – beide Kommunen haben keine dörfliche, sondern eher eine städtische Grundausrichtung und eine Vielzahl von Aufgaben und Herausforderungen. Das trifft viele Städte dieser Größenordnungen gleichermaßen wie z.B. die Aufgaben im Bereich Klimaschutz. Soest ist dabei eine Stadt mit einem großem Potential und einem hohen Gestaltungswillen.

EnergieNEWS: Frau Brautlecht, herzlichen Dank für Ihre Zeit und das Interview. Weiterhin viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe.